Interview mit Petra Hedorfer, Geschäftsführerin der Deutschen Zentrale für Tourismus

Kultur, Natur und Innovation sind die zentralen Elemente im Kern des Reiselandes Deutschland – und das spiegelt sich auch in der touristischen Nachfrage wider. Diese drei Elemente machen Deutschland zu einem Paradies für Kreativtourismus, eine Art Erlebnistourismus, der von der internationalen Organisation Creative Tourism Network® gefördert wird.


 “Creative Tourism is a kind of tourism which offers visitors the opportunity to develop their creative potential through active participation in courses and learning experiences, which are characteristic of the holiday destination where they are taken.”


Die Initiative German Creative Destination Awards wurde mit dem Ziel ins Leben gerufen, deutsche Tourismusdestinationen aufzuwerten und zu fördern, die sich auf Kultur, Kreativität und immaterielles Erbe konzentrieren, um ihr Tourismusmodell neu zu erfinden. Der Aufruf ist eines der verschiedenen Projekte, die vom internationalen Kreativtourismus-Netzwerk im Jahr 2021 gefördert werden, das von den Vereinten Nationen zum “Internationalen Jahr der Kreativwirtschaft für die nachhaltige Entwicklung” erklärt wurde.

Aus diesem Grund hatten wir das Vergnügen, Petra Hedorfer, Vorstandsvorsitzende der Deutschen Zentrale für Tourismus, zu aktuellen Trends in der deutschen Tourismusbranche und zur Zukunft des Kreativtourismus im Reiseland Deutschland zu befragen. Die DZT setzt sich seit mehr als 60 Jahren international für das Reiseland Deutschland ein und ist maßgeblich an der Bewerbung des Reiselandes Deutschland auf dem internationalen Markt beteiligt.

copyright © DZT/Farideh Diehl


Sehr geehrte Frau Hedorfer, wir bedanken uns für Ihre Zeit und Interesse. Deutschland ist auf der ganzen Welt für seine Bierkultur und das Oktoberfest bekannt – was würden Sie Menschen sagen, die dieses mit diesem Image im Kopf haben?

Das Deutsche Bier und das Oktoberfest waren natürlich über Jahrzehnte prägend für das Deutschland Bild im Ausland. Nicht zuletzt seit der Wiedervereinigung vor 30 Jahren, ist das Image des Reiselandes Deutschland mit seiner Kreativhauptstadt Berlin viel diverser geworden und steht für eine innovative und wachsende Kultur- und Kreativwirtschaft. Bei den internationalen Gästen stößt das auf positive Resonanz: Seit 20 Jahren sind wir weltweit unter den TOP 10 der Reisedestinationen (UNWTO) und im Nation-Brand-Index steht Deutschland mit einem sehr guten Image über sechs Standortfaktoren insgesamt an der Spitze aller Länder. Das Reiseland Deutschland ist geprägt von Städte- und Kulturtourismus, unter Europäischen Reisenden ist Deutschland 2020 sogar zum wiederholten Male Kulturreiseziel Nr. 1.

Was ist die Strategie der Deutschen Zentrale für Tourismus in Bezug auf nachhaltigen Tourismus?

Deutschland besetzt politisch schon seit vielen Jahren das Thema Klima- und Umweltschutz. So ist rund 1/3 der Fläche Deutschlands geschützt. Im Sustainable-Development-Goal Index schafft es Deutschland mit seinen Bemühungen im Bereich der Nachhaltigkeit 2020 unter die TOP 5 weltweit. Wir sehen in Folge der Corona-Pandemie verstärkt Hinweise darauf, dass Reisende ein gestiegenes Interesse an nachhaltigen Angeboten haben.

Nachhaltigkeit ist gleichfalls seit Jahrzehnten ein Asset unserer Marke. So wird Sie jedes Jahr wie ein roter Faden in all unseren Marketingkampagnen integriert, bspw. durch die Aspekte Natur, Regionalität, Tradition und Kultur. Wir sind davon überzeugt, dass die Qualität der nachhaltigen Angebote in Deutschland den Kunden weltweit überzeugen wird. Nicht zuletzt deshalb werden zertifizierte nachhaltige Unterkünfte, Regionen und Aktivitäten in Deutschland seit 2020 mit der Kampagne „Feel Good“ besonders in den Fokus unserer Kommunikation gerückt.

Mehr zur Nachhaltigkeit im Reiseland Deutschland finden Sie hier.

Was würden Sie sagen, wo liegt das Potenzial der deutschen Tourismuswirtschaft im Hinblick auf den Kreativtourismus?

Bereits im Jahr 2010 haben wir das Potential der Kreativwirtschaft für den Tourismus erkannt und eine Kampagne mit dem Titel „Creative Tourism“ kreiert. Dafür wurden wir 2011 mit dem reddot Design Award ausgezeichnet. Wir arbeiten seit Jahren mit wichtigen Capitols of Creativity wie Berlin, Hamburg, Köln, München, Frankfurt und Leipzig und anderen deutschen Destinationen zusammen, um die Bedeutung des Kreativtourismus für unsere internationalen Gäste hervorzuheben. Maler, Musiker, Architekten, künstlerisches Handwerk und internationale Kulturereignisse sind die kreativen Potenziale des Reiselandes Deutschland, die man überall in Deutschland aufspüren kann. Immer wieder haben wir im Rahmen der Bewerbungen als Europäische Kulturhauptstadt, deutsche Städte als interessante, kreative Destinationen international unterstützt und vorgestellt. So zum Beispiel auch Weimar 1999, Essen 2010 und Chemnitz 2025.

Glauben Sie, dass die Pandemie und das neue Interesse an Staycation die Neugier der deutschen Bürger steigern wird, ihr immaterielles Erbe neu zu entdecken, indem sie an kreativen Erlebnissen im Land teilnehmen?

Definitiv. Wir sehen während der Pandemie diesen Trend, der natürlich auch innerhalb Deutschlands zu beobachten ist. Ich bin sicher, dass Deutschland auch weiterhin mit seiner guten Lage und Erreichbarkeit im Herzen Europas viele junge Kreative und digital Nomads anlockt, um eine längere Zeit in Deutschland ihren Kreativen Interessen und Arbeiten nachzukommen.

Können wir im neuen Paradigma auf den kreativen Tourismus als Katalysator für den Tourismus und die Kreativwirtschaft setzen?

Nicht zuletzt durch Corona verändert sich die Gesellschaft und der Tourismus immer schneller. Große Themen wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit bestimmen den Diskurs. Kreativer Tourismus wird mit seinem authentischen, immersiven, sinnstiftenden und nachhaltigen Angebot einer der wichtigen Pfeiler in der Recovery des Tourismus sein und ganz im Sinne der „build back better“ Strategie der UN, den Tourismus weltweit und in Deutschland resillienter machen.


Für weitere Informationen über die Deutsche Zentrale für Tourismus.

 

 

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